Menschen sind unterschiedlich im Aussehen, im Denken, in den Dingen, die ihnen wichtig sind. Gleichzeitig gibt es eine Idee davon, was „normal“ ist. Hier in Deutschland bedeutet das: weiß(1), männlich, jung, gesund, schlank, heterosexuell und nicht arm.
Guckt man sich jedoch die Gesamtbevölkerung in Deutschland an, wird schnell klar, dass diese Vorstellung nicht den Menschen hier entspricht. Zum Beispiel ist nur ca. die Hälfte der Bevölkerung männlich, davon sind wiederum nicht alle weiß, jung, usw. Trotzdem gilt, je mehr man der Normvorstellung entspricht, desto privilegierter ist man, desto mehr (oft unsichtbare) Rechte werden einem zugeteilt und umso mächtiger kann man in der Gesellschaft auftreten.
Das bedeutet gleichzeitig, je weniger man dieser Normvorstellung entspricht, umso mehr muss man um Anerkennung und Privilegien innerhalb der Gesellschaft kämpfen. Beispiele dafür sind, dass Frauen nach wie vor deutlich weniger verdienen als Männer (gender pay gap), nicht weiße, rassifizierte Menschen Rassismus erleben und Menschen mit Behinderungen häufig abgewertet werden.
Überschneiden sich Merkmale, verstärkt sich auch die Diskriminierung: Eine schwarze Frau mit Behinderung erlebt deutlich mehr Diskriminierung als ein weiß gelesener Mann mit Behinderung, der aufgrund seiner zugeschriebenen Männlichkeit und Hautfarbe mehr Privilegien hat. Diese Verschränkung und Verstärkung von Diskriminierungskategorien nennt man Intersektion, Menschen, die davon betroffen sind, machen intersektionale Diskriminierungserfahrungen.
Einige Theorien beziehungsweise Ansätze erklären, Diskriminierung von Menschen diene dazu, die Privilegien der Dominanzgesellschaft zu schützen und ihre Macht zu erhalten. So wird diskriminierten Menschen der Zugang zu Privilegien erschwert, indem ihnen ein Platz am Rand oder außerhalb der Gesellschaft zugewiesen wird. Gesellschaftliche Strukturen und Institutionen stützen diese Machtgefälle unbewusst durch institutionalisierte Regeln und Vorschriften, aber auch durch weitergegebene Handlungs- und Deutungsmuster. Für diskriminierte Menschen bedeutet das im Ergebnis die Erfahrung von Demütigung, Abwertung, psychischer und physischer Gewalt, aber gleichzeitig auch das Fehlen von funktionierenden Schutzmaßnahmen innerhalb von Institutionen.